Kampf um den Kiez – Das Schanzenviertel rund
um das Schulterblatt ist Hamburgs Szene-, Ausgeh-
aber auch Chaotenviertel und darin so außergewöhnlich,
dass ihm der Senat 2005 eine
Sonderverwaltung verpasste. Selbst Fremde merken,
wo es anfängt und wo es aufhört, nicht zuletzt
an den vielen unsanierten Altbauten, aber
noch mehr an den Leuten, die darin wohnen.
Die sehen oft bunter, kreativer oder alternativer
aus als anderswo in der Stadt, aber auch abgewrackter,
betrunkener und bekiffter. Dazu gibt
es Unmengen türkischer, arabischer, italienischer,
indischer, chinesischer und sonstiger Läden,
hippe Boutiquen, Sushi-Bars und Vinyl-
Stores, vor allem aber Kneipen, Kneipen,
Kneipen – eine schräger als die andere – mit
Wirten, die offenbar nie schlafen. All das klingt
verlockend für Investoren und schreit geradezu
nach „Vergoldung“. Doch dagegen wehrt sich
der Stadtteil vehement – allen voran die Straßenkämpfer
aus der Roten Flora, die um ihr Sozialbiotop
und die Symbiose seiner Arten fürchten.
Da der Senat den Boykott jeglicher Veränderung
nicht tolerieren kann, kommt es immer wieder
zu Krawallen. Und dabei flogen jüngst sogar
wieder Molotow-Cocktails. Das gab es zuletzt
vor 20 Jahren.