Denkmal + Szene. Nach der Eröffnung des Waschsalons
„Maga Pon“ Anfang der 90er siedelten sich
in den meist stark sanierungsbedürftigen Nachbarhäusern
auf der Gottschedstraße weitere Kneipen
an, die durch die Nähe zum Schauspiel
schnell zu Szenetreffs wurden. Bald zogen Diskotheken,
Bars und Spezialitätenrestaurants nach
und das ergab einen Mix, der als „Schauspielviertel“
zur beliebten Ausgeh-Adresse wurde. Jährlicher
Höhepunkt des Quartiers ist das von den
Wirten selbst organisierte Straßen- und Kunstfest
„Zinnober“. An der Ecke Zentralstraße markieren
140 leere Bronzestühle die Stelle, an der seit 1855
Leipzigs größte Synagoge stand. Obwohl damals
nur 80 Juden in Leipzig lebten, bot sie 1.600 Plätze
für die vielen jüdischen Messegäste. 70 Jahre
später gab es knapp 20 Betstuben und Synagogen
in der Stadt und die Gemeinde war mit 13.500
Mitgliedern eine der größten und einflussreichsten
im ganzen Reich. Trotzdem überstand nur
die Brodyer Synagoge einigermaßen unbeschadet
die Reichsprogromnacht von 1938. Doch
1942 verstummten auch dort die Gebete. Nach
Kriegsende wurde der Raum in der Keilstraße
erneut geweiht. Bis heute ist er der Mittelpunkt
der wieder 1.200 Mitglieder zählenden jüdischen
Gemeinde.