Bayern als Modemacher – Seit dem 16. Jahrhundert
brachten jesuitische Mönche Nachrichten aus
China mit, nach denen es dort ein hoch kultiviertes
Friedensreich mit mächtigen, gebildeten und
bescheidenen Herrschern gab. Die Menschen dort
seien sehr fleißig, die Verwaltung arbeite äußerst
effektiv und sie böte außerdem noch für jedermann
die gleichen Aufstiegschancen. Das klang in
europäischen Ohren ziemlich phantastisch, eignete
sich aber gerade deshalb prima für utopische
Gegenentwürfe zur eigenen, als dekadent empfundenen
Welt. Nachdem sich Ludwig der XIV.
1672 ein Porzellanschloss hatte bauen lassen,
wurde China bald darauf auch in Deutschland
chic und jeder Fürst, der auf sich hielt, versuchte
es dem Sonnenkönig mit chinesischem Porzellan,
Tapeten, Lackmöbeln und eigenen chinoisen Bauten
nachzutun. Der Türkenschreck Max Emanuel
war dabei besonders schnell, denn er hatte nach
seinen gescheiterten Kriegsabenteuern im französischen
Exil mehr Zeit, als ihm lieb war, die neue
Mode zu studieren. Deshalb entstand seine Pagodenburg
auch früher als die berühmten Chinoiserien
in Dresden und lange vor denen in Potsdam
oder Kassel. Dafür fiel sein Bau allerdings auch
noch vergleichsweise schlicht aus.