Feiern ohne Karussell – Immer wieder waren die
Österreicher und die Franzosen durch München
gezogen, bis es von Napoleons Gnaden zur Hauptstadt
eines neuen, enorm vergrößerten Königreichs
wurde. Während das ganze Land von einer
grundstürzenden Reform in die nächste stolperte,
sorgten die Eliten aus den neuen Gebieten hier
noch für zusätzliche Unruhe. Denn in München
wurden die neuen Posten verteilt, und wer da
nicht mitrangelte, der hatte schon verloren – turbulente
Zeiten. In diesem Durcheinander aus Aufbruchs-
und Untergangsstimmung sollte ein großes
Fest die Volksseele trösten. Die Gelegenheit
dazu bot sich im Oktober 1810 bei der Hochzeit
des Kronprinzen Ludwig mit der sächsischen
Prinzessin Therese. Ein Unteroffizier der Nationalgarde
hatte die Idee, vor der Stadt ein Pferderennen
zu veranstalten, und der König stimmte dem
begeistert zu. Als er unter Kanonendonner und
Jubel im offenen Sechsspänner auf der Festwiese
einzog, war eine neue Münchner Tradition geboren
– das Oktoberfest auf der Theresienwiese. Bier
gab‘s damals allerdings noch keins und Fahrgeschäfte
auch nicht. Stattdessen machte man sich in
derben Wettspielen seinen Spaß noch selbst und
lachte über die Verlierer.